Unsere Schule

An der Grund- und Mittelschule des Förderzentrums Hören Augsburg werden

  • Schüler mit unterschiedlichen Graden einer Hörstörung
  • Schüler, die zur Kommunikation auf Gebärden angewiesen sind
  • Schüler mit einer Auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS)
    und
  • Schüler ohne sonderpädagogischen Förderbedarf unterrichtet.

Für die Schüler mit Förderbedarf ist ein sonderpädagogisches Gutachten die Voraussetzung für eine Aufnahme.

Hören – Sprechen – Gebärden

Angepasst an die individuellen Bedürfnisse unserer Schüler setzen wir bei der Förderung folgende Schwerpunkte:

  • Hörerziehung und optimale Hörbedingungen
  • Sprech- und Sprachförderung
  • Kommunikationsförderung
  • Bei Bedarf Gebärdeneinsatz in Form von Lautsprachunterstützenden Gebärden (LUG), Lautsprachbegleitenden Gebärden (LBG), Deutscher Gebärdensprache (DGS)

Besondere Möglichkeiten der Hör- und Sprachförderung

Im Rahmen des Unterrichts werden besonders die Bereiche des Wortschatzes, der Grammatik, der Aussprache, der (Gebärden-)Kommunikation und des Hörens gefördert. Maßnahmen hierfür sind:

  • Visualisierung durch systematischen Einsatz von Gegenständen, Filmen, Bildern, Symbolen und Schrift
  • die Verknüpfung von Sprache und Handlung
  • Sprach- und Sprechspiele und die Einübung sprachlicher Rituale nach Alter der Schüler
  • eine klare Lehrersprache (Lehrer als Sprachvorbild)
  • das Aufgreifen und korrekte Wiedergeben der Schüleräußerungen durch den Lehrer (Korrektives Feedback)
  • die kontinuierliche Vermittlung der sprachlichen Inhalte und das Anbieten von Satzmustern, Satzeinstiegshilfen etc.
  • die besondere Beachtung der Gesprächsregeln (z.B. aktives Zuhören, Blickkontakt) und die gezielte Förderung der Kommunikationsfähigkeit
  • die Förderung des Hörens und des Absehens
  • die Förderung des auditiven Kurzzeitgedächtnisses
  • die Sitzordnung im Halbkreis ermöglicht den Blickkontakt zu allen Kommunikationspartnern
  • bei Bedarf Einsatz von Gebärden und Handzeichen für Laute und Buchstaben

Optimale Hörbedingungen

Um das Hören und die sprachliche Entwicklung bestmöglich zu unterstützen, sind am Förderzentrum besondere Voraussetzungen gegeben:

  • kleine Klassengröße
  • geringer Störlärm durch ideale raumakustische Gegebenheiten
    (z.B. Teppichböden, Schalldämmung)
  • günstige Hör- und Absehbedingungen durch eine Sitzordnung im Halbkreis
  • moderne Klassenhöranlagen
  • Angebot der Betreuung durch einen Hörgeräteakustiker im Haus
  • regelmäßige Überprüfung des Hörvermögens

Schullaufbahn

Die Schüler durchlaufen die Grundschulzeit entweder in 4 Schuljahren nach dem Lehrplan der Grundschule oder in 5 Schuljahren nach dem Lehrplan zum Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation. Dieser orientiert sich am Lehrplan der allgemeinen Grundschule.
An unserem Förderzentrum können die Schüler anschließend nach dem Lehrplan der Mittelschule zum qualifizierenden Abschluss der Mittelschule geführt werden. Die Lernziele in den Fächern Deutsch und Englisch sind dabei an den Förderschwerpunkt Hören angepasst. Gegebenenfalls kann auch ein Mittlerer-Reife-Zug gebildet werden. Ein Schwerpunkt der Mittelschule liegt außerdem auf der Berufsorientierung in Form von individueller Berufsberatung, diversen Praktika und Bewerbungstraining.
Des Weiteren haben die Schüler die Möglichkeit an weiterführende Schulen zu wechseln. Das kann eine allgemeine Mittel- oder Realschule, eine Realschule mit dem Förderschwerpunkt Hören oder ein Gymnasium sein.
An unserem Förderzentrum werden gleichwertige Abschlüsse wie an der allgemeinen Grund- und Mittelschule erreicht. Als staatlich anerkannte Schule sind unsere Zeugnisse allgemein anerkannt.

Förderzentrum Augsburg – Förderschwerpunkt Hören
Grund- und Mittelschule
Tel.: 0821 65055-0
Fax: 0821 65055-119
foerderzentrum@sfha.de

Ansprechpartner:
Frau Neumeier/Frau Liedtke (Grundschule)
Frau Müllejans (Mittelschule)

Abbildung 1 Aufbau des Förderzentrums Augsburg – Förderschwerpunkt Hören

Aufnahme

Die Aufnahme in die Schule am Förderzentrum Augsburg – Förderschwerpunkt Hören (FZH) kann erfolgen, wenn das Kind aus der Frühförderung oder aus der Schulvorbereitenden Einrichtung des FZH kommt. Eine Empfehlung liegt dann in Form eines Gutachtens vor.
Zudem kann auch über unseren Mobilen Sonderpädagogischen Dienst der Schulwechsel eines Schülers aus einer allgemeinbildenden Schule eingeleitet werden. Dazu ist ein Probeunterricht am FZH notwendig, in welchem festgestellt wird, ob für einen erfolgreichen Schulbesuch des Kindes hörgeschädigtenspezifische Hilfen nötig sind, wie zum Beispiel:

  • die Visualisierung der Unterrichtsinhalte
  • eine strukturierte Lehrersprache
  • ein strukturierter und handlungsorientierter Unterricht durch ausgebildete Hörgeschädigtenpädagogen
  • gute Absehbedingungen
  • eine günstige Raumakustik
  • kleine Klassen
  • das Zusammensein mit anderen Schülern mit Förderbedarf im Bereich des Hörens.

Unsere Grundschule

In der Grundschule unseres Förderzentrums werden die Kinder nach ihren individuellen Hör- und Sprachvoraussetzungen in einer von vier Sprachlerngruppen unterrichtet. Die Einteilung der Schüler erfolgt durch die Schulleitung. Die Entwicklung des einzelnen Schülers wird fortlaufend beobachtet. Ein Wechsel der Sprachlerngruppe ist möglich.

Abbildung 2 Sprachlerngruppen am Förderzentrum Augsburg

Die Lerninhalte der Grundschulstufe orientieren sich am Lehrplan der allgemeinen Grundschule, so dass nach Abschluss der Grundschulzeit sowohl ein Wechsel auf eine weiterführende allgemeine Schule (Mittel- oder Realschule vor Ort, Realschule mit dem Förderschwerpunkt Hören, Gymnasium) als auch auf unsere Mittelschule möglich ist.

Besonderes Lernumfeld

Durch das gemeinsame Unterrichten von Schülern mit ähnlichen Einschränkungen und Bedürfnissen erleben die Kinder sich nicht als Außenseiter, was wichtig für die Entwicklung des Selbstwertgefühls sowie einer stabilen Persönlichkeit ist. Kleine Klassengrößen und optimale Hörbedingungen bieten dem speziell ausgebildeten Lehrpersonal gute Voraussetzungen für gezielte Hilfestellungen und individuelle Förderung.

Pädagogische Ansätze und Prinzipien

Um den individuellen Bedürfnissen der Schüler gerecht zu werden, werden nach Bedarf folgende pädagogische Prinzipien umgesetzt:

  • gemeinschaftlicher Unterricht, bei dem die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse der einzelnen Schüler beachtet werden
  • reformpädagogische Ansätze (z.B. Wortsymbole nach Maria Montessori)
  • offene Lernformen (z.B. Lernen an Stationen, Freiarbeit, Wochenplanarbeit, Projektorientierter Unterricht)
  • Festigung von Lerninhalten durch das Lernen in kleinen Schritten, individuelles Wiederholen und Üben, intensive Veranschaulichung (z.B. Gegenstände, Filme, Bilder, Symbole) und sprachbegleitendes Handeln
  • klassenübergreifende Zusammenarbeit und Differenzierung
  • Förderung der Sozialkompetenzen in Zusammenarbeit mit unserer Heilpädagogischen Schulsozialarbeit
  • Lebensweltbezug und Originalbegegnungen (z.B. Ausflüge, Einladen von Experten)
  • Stärkung des Selbstwertgefühls insbesondere im Hinblick auf die Akzeptanz der Hörbeeinträchtigung

Unsere Mittelschule

Die Mittelschule umfasst die Klassen fünf bis neun. Nach Möglichkeit bietet unsere Mittelschule einen M-Zug zur Erreichung des Mittleren Schulabschlusses an. Die Lernziele richten sich nach dem Lehrplan der allgemeinen Mittelschule. Die Lernziele in den Fächern Deutsch und Englisch sind dabei an den Förderschwerpunkt Hören angepasst. An unserem Förderzentrum können der erfolgreiche Abschluss der Mittelschule und der qualifizierende Abschluss der Mittelschule erreicht werden. Beide sind den Abschlüssen der Regelschule vollkommen gleichwertig. In jeder Jahrgangsstufe ist ein Wechsel von unserem Förderzentrum an die Regelschulen sowie von der Regelschule ans Förderzentrum möglich.

Arbeitsweisen

Ein wichtiges Ziel ist die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit. Das beinhaltet die Auseinandersetzung mit der eigenen Hörschädigung. Wir festigen Strategien, damit die Schüler sich in einer hörenden Umwelt zurechtfinden. Um Unterrichtsinhalte interessant und anschaulich zu gestalten, binden wir Unterrichtsgänge und projektorientiertes Lernen in den Unterricht ein. Weiterhin trainieren wir Schlüsselqualifikationen wie zum Beispiel Pünktlichkeit und Sorgfalt nach einem hausinternen Konzept.

Weitere Unterrichtsfächer

Neben den Kernfächern wird ab der 5. Klasse das Zehnfingertastschreiben als eigenes Unterrichtsfach angeboten.

Vielfältige Wahlfächer werden nach Möglichkeit an unserem Zentrum angeboten, wie zum Beispiel Kochen in Klassenstufe 5 und 6, Informatik in Klassenstufe 8 und 9, ein Gebärdenkurs, Erste Hilfe, Streitschlichter und Theater.

Interessantes und lebendiges Schulleben

Über den Unterricht hinaus beteiligen sich die Schüler an der Organisation

  • von Pausenverkäufen und des Weihnachtsbazars
  • von Schul- und Sportfesten
  • von Projekttagen
  • und vielem mehr.

Besonderheiten an unserer Schule sind etwa die Bergzeiten und die Orientierungstage. Hier stehen in mehrtägigen Klassenfahrten die Stärkung der eigenen Persönlichkeit und das Erleben von Gemeinschaft im Vordergrund. Bei der Bergzeit etwa übernachten die Schüler auf einer Berghütte und bereiten dort gemeinsam mit den Betreuern ihre Verpflegung zu. Mit vielfältigen Angeboten und Aktivitäten werden die sozialen Fähigkeiten unserer Schüler trainiert und gefördert.

Unsere Partnerklassen

Das Förderzentrums Augsburg führt Partnerklassen in der Grundschule auf dem Lindenberg in Kempten.

Besondere Form der Inklusion

Die Partnerklassen sind eine besondere Form der Inklusion. In diesem Rahmen besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Klassen der Grundschule und den Partnerklassen des Förderzentrums Hören Augsburg. Beispielsweise findet gemeinsames Lernen in Form von Kunstprojekten statt. In anderen Fächern, wie zum Beispiel Heimat- und Sachunterricht oder Deutsch, werden Unterrichtsinhalte gemeinsam erarbeitet. Auch das Schulleben wird gemeinschaftlich gestaltet. So finden Ausflüge, Schulversammlungen, Sporttage und Schulprojekte sowie die wöchentliche Lesepause gemeinsam statt.

Hörgeschädigtenspezifische Kennzeichen der Partnerklasse

Die Klassenzimmer der Partnerklassen sind mit modernen Höranlagen und Teppichböden ausgestattet. Diese Ausstattung reduziert unter anderem Störschall. Daneben ermöglicht sie den Kindern mit dem Förderschwerpunkt Hören ein angemessenes Lernumfeld. Die Kommunikation und Interaktion mit Lehrern und Mitschülern wird so unterstützt.

Die Hörgeschädigtenpädagogen gehen auf die besonderen Bedürfnisse der Schüler in den Bereichen Hören, Sprache, Sprechen, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung ein.

Diese Schul- und Klassengemeinschaft hilft den Schülern mit dem Förderschwerpunkt Hören dabei, selbstbewusst mit ihrer Hörschädigung umzugehen. Sie sammeln vielfältige Erfahrungen im Umgang mit hörenden Mitschülern. Die Partnerklasse gibt ihnen den Raum, Kommunikationstaktiken zu erarbeiten, um ihren Alltag selbstbestimmt zu meistern.

Die Partnerklassen können als ein bewährtes Modell bezeichnet werden, das sowohl die Vorteile des Förderzentrums, Förderschwerpunkt Hören, als auch die Vorteile einer Beschulung an der Regelschule bietet.